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Bachelor oder Master: Was ist für die Karriere vorteilhafter?


Viele Studenten überlegen derzeit, noch ein paar Semester dranzuhängen – statt sich auf dem schwierigen Arbeitsmarkt zu versuchen. Schließlich entscheidet der Master über Einstiegsgehalt und Beförderungen. Aber auch der Bachelor bringt Vorteile, selbst in der Coronakrise.

Geht es nur ums Einstiegsgehalt, ist die Sache klar: Berufsanfänger mit Masterabschluss verdienen durchschnittlich 46.709 Euro pro Jahr - und damit rund 13 Prozent mehr als Bachelor-Absolventen. So steht es in einem Gehaltsreport, den die Jobplattform StepStone Ende vergangenen Jahres für Deutschland erstellt hat. Eine höhere Qualifikation bedeute ein besseres Gehalt, erläutert StepStone-Gehaltsexperte André Schaefer die einfache Rechnung. „Deswegen verdienen Berufseinsteiger mit einer Promotion im Vergleich zum Gesamtdurchschnitt aller Uniabsolventen auch fast 40 Prozent mehr“, sagt er. 

Ein akademischer Vorsprung könne die gesamte Karriere prägen. „In der Regel schließt sich die Gehaltslücke zwischen Bachelor und Master im Laufe des Berufslebens nicht“, so Schaefers Beobachtung. „Die Unterschiede zwischen durchschnittlichen Jahresgehältern werden mit zunehmender Berufserfahrung eher größer.“ Für den Gehaltsreport hatte StepStone die Bruttojahresgehälter von etwa 11.000 Menschen mit akademischer Ausbildung und maximal zwei Jahren Berufserfahrung untersucht.

Gehälter variieren stark von Region zu Region 

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Allerdings ist die Art des Abschlusses bei der Höhe eines Gehalts nur einer von vielen Faktoren, die über eine Karriere entscheiden. Es kommt zum Beispiel auch darauf an, in welchem Unternehmen und in welcher Region man arbeitet: Jeweils etwa 7000 Euro mehr pro Jahr verdienten laut der Stepstone-Statistik Berufsanfänger in großen statt kleinen Betrieben oder in Baden-Württemberg statt Thüringen. Die Branche spielt eine weitere entscheidende Rolle, ob und wie stark sich ein längeres Studium auszahlt. „Ein Uni-Absolvent mit einem Masterabschluss, der im Marketing arbeitet, verdient zum Berufsstart mehr als 4000 Euro jährlich weniger als ein Ingenieur, der einen Bachelorabschluss hat“, gibt Schaefer zu bedenken. 

Besonders lohne sich beispielsweise ein Master im Baugewerbe und in der Finanzdienstleistungsbranche. Hier könne das Gehaltsplus bis zu 16 Prozent betragen. „Aber es gibt auch Branchen, in denen der Lohnunterschied geringer ist: Im Groß- und Einzelhandel verdienen Bachelorabsolventen nur zehn Prozent weniger als Berufseinsteiger mit Masterabschluss“, sagt Schaefer.

Gläserne Decke für Bachelor

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Neben dem Gehalt sollten Studenten den künftigen Karriereweg im Auge behalten. Hier sieht der StepStone-Experte einen eher geringen Vorteil durch den Master. „Dem Großteil der Arbeitgeber ist es wichtig, dass man als Bewerber für eine Führungsposition generell einen Hochschulabschluss vorweist“, meint Schaefer. Darüber hinaus komme es in erster Linie auf die persönliche Eignung des Mitarbeiters an: „Wer einen Bachelorabschluss und einige Jahre Berufserfahrung gesammelt hat, kann auch gegenüber jemandem mit Masterabschluss und weniger Berufserfahrung einen Vorteil haben.“ 

Die Karriereexpertin Eva Haeske-Braun von der Personalberatung Kienbaum warnt allerdings vor einer gläsernen Decke für Bachelorabsolventen. „Natürlich bekommt man auch mit einem Bachelor ein gutes Jobangebot, entwickelt sich im Unternehmen weiter und wird befördert. Wir sehen in der Praxis dann aber oft, dass Personen ohne Master oder Diplom beziehungsweise Master of Business nicht in die oberen Führungsetagen von Unternehmen gelangen“, sagt Haeske-Braun. Das gelte insbesondere für Konzerne und den Mittelstand. Ihr Urteil lautet: „Für eine Top-Karriere sind Masterabschlüsse unumgänglich, da viele Personalentscheider nur diese als vollwertige akademische Ausbildung werten.“ Der Bachelor werde hingegen oft eher als Vordiplom gewertet oder einer Fachhochschulausbildung gleichgesetzt. Zwar lasse sich ein Master berufsbegleitend nachholen. Das koste aber viel Zeit, Geld und Arbeit. 

Haeske-Braun empfiehlt den Master, ebenso wie die Promotion, vor allem bei naturwissenschaftlichen Studiengängen und kaufmännischen Berufen, insbesondere jenen, die eine Führungsposition anstreben. „Ein Leiter Controlling beispielsweise hat meistens einen Masterabschluss“, gibt die Karriereberaterin zu bedenken. Für manchen könne ein kürzeres Studium dennoch die bessere Wahl sein. Dann nämlich, wenn man sich eher als Spezialisten denn als Führungskraft sieht - und der Arbeitgeber die zielgerichtete Qualifikation lieber selbst übernimmt. Da könnten Master-Absolventen sogar im Nachteil sein, findet Haeske-Braun. 

Insbesondere die gefragten Fachkräfte in der Digitalbranche können sich einen Masterabschluss häufig sparen, glaubt Katharina Wolff. „In der Digitalwirtschaft ist die praktische Erfahrung meist wichtiger als das theoretische Wissen“, sagt die Gründerin und Chefin der Personalberatung D-Level, die auf digitale Führungskräfte spezialisiert ist. „Das Netzwerk, das bei Werkstudententätigkeiten oder während Praktika entsteht, ist mindestens genau so viel wert wie der Abschluss selbst, wenn nicht sogar wichtiger.“ Vor allem Start-ups würden oft ehemalige Werkstudenten oder Praktikanten einstellen, die sich bereits bewährt hätten. In Konzernen hätten es Berufseinsteiger ohne sehr guten Masterabschluss hingegen oft noch sehr schwer.

Dieses Manko lässt sich aber ausbügeln. „Generell gilt, je höher es die Karriereleiter hinauf geht, desto weniger wichtig wird der Universitätsabschluss. Je länger das Studium zurückliegt, desto weniger kann man sich auf die damals erzielten Leistungen beziehen“, betont Wolff. „Ein IT-Abschluss vor 20 Jahren qualifiziert heute sicherlich niemanden mehr für Höheres.“

Corona darf keine Ausrede sein

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In der Coronakrise zweifelt so mancher Student an seiner Entscheidung, auch den Master zu machen, weil ein Studium in dieser Ausnahmesituation nicht unbedingt das erhoffte Wissen vermittelt. Umgekehrt könnten Bachelorstudenten angesichts des schlechten Arbeitsmarkts versucht sein, das Tief mit einem Master zu überbrücken. Karriereberaterin Haeske-Braun warnt davor, aufgrund der Covid-19-Pandemie folgenschwere Entscheidungen zu treffen. „Die Karriere sollte man mittel- wenn nicht sogar langfristig planen und gestalten. In fünf oder mehr Jahren fragt kaum jemand mehr, was damals gewesen ist“, gibt sie zu bedenken. 

„Generell gilt für beide Abschlüsse, dass die Coronakrise kein Freifahrtschein für schlechte Noten ist. Eher umgekehrt“, mahnt Haeske-Braun. „Es wird mit Sicherheit sichtbar werden, wer diese besondere Zeit bewusst fürs Lernen genutzt hat und wer das später als Ausrede verwendet.“ 

Am Ende muss die Frage „Bachelor oder Master?“ jeder und jede für sich persönlich beantworten. Wem beim theoretischen Lernen Freude und Ehrgeiz fehle, dem sei mit einem guten Bachelorabschluss allemal mehr gedient als mit einer schlechten Masternote, findet die Karriereberaterin. „Um es auf den Punkt zu bringen: Wer arbeiten möchte, soll sich bewerben und wer Spaß am Studium hat, sollte studieren.“

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Author: Ronald Kelly

Last Updated: 1703511003

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