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Jetzt kann man den Schufa-Score kostenlos abrufen, aber es gibt einen Haken


Von Kredit bis Handyvertrag – in vielen Lebenssituation kommt man um eine Schufa-Auskunft nicht herum. Das nervt und ist ärgerlich, wenn der Schufa-Score hoch und die Bonität schlecht ist. Viele fragen sich, wie die schlechte Bewertung zustandekommt, ob da Willkür, Fehler oder gar Böswilligkeit mit am Werk sind. Gegen den Vorwurf, die Schufa arbeite intransparent und verheimliche ihre Methodik, will Deutschlands größte Auskunftei mit einer Transparenz-Offensive gegensteuern. Mithilfe einer App sollen alle jederzeit ihren Schufa-Score abfragen können.

Schufa-Score jetzt gratis abrufbar – so war es bisher

Bislang musst man auf komplizierten Weise und über einen kostenpflichtigen Zusatzdienst Einsicht in den eigenen Score beantragen. Oder nicht minder kompliziert, dafür jedoch kostenlos eine Kopie der bei der Schufa gesammelten Daten über sich selbst anfordern.

Seit letztem Dienstag ist nun eine App freigeschaltet, mit der Nutzer*innen ihren Basis-Score online einsehen und verfolgen können. Die App, entwickelt von der Schufa-Tochtergesellschaft "Bonify", wurde kürzlich von Tanja Biegholz vorgestellt. Die Schufa-Chefin sagt: "Wir wollen Menschen mehr Kontrolle über ihre Daten geben."

Nutzer*innen können die App mit zusätzlichen Daten füttern

Nutzer*innen können der App zusätzliche Daten übermitteln, etwa Daten zum Konto oder zu Transaktionen. Dadurch sind zusätzliche Bewertungen zur Zahlungssicherheit möglich, unabhängig vom Schufa-Score. Denn bislang kann die Schufa die bei Bonify hinterlegten Daten ohne ausdrückliche Einwilligung der Nutzer*innen nicht einsehen.

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VIDEO: Urteil: Schufa-Score darf nicht maßgeblich für Kreditwürdigkeit sein
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Nach Plänen von Schufa-Chefin Birkholz sollen Nutzer*innen ab kommendem Jahr aktiv auch direkt bei Schufa eigene Daten zum Einkommen, Konto und Informationen über bereits geschlossene Girokonten angeben können, "um so den Score durch Zusatzdaten zu verbessern".

Was für Vorteile bringt der kostenlose Schufa-Score?

"Die neue Schufa ist die alte Schufa." Diesen Standpunkt vertritt Michael Möller und meint damit, dass sich auch jetzt mit Beginn der Transparenz-Offensive nicht viel verändert hat. Möller, studierter Philosoph und Experte in Volkswirtschaftslehre, engagiert sich bei dem Verein "Finanzwende".

Der gemeinnützige Verein mit Sitz in Berlin setzt sich für faire, stabile und nachhaltige Finanzmärkte ein. Die von der Schufa angekündigte Transparenzoffensive hält Möller im Kern zwar für gut. "Verbraucher*innen können nun zum Beispiel in einem ersten Schritt digital und kostenlos ihren sogenannten Schufa-Basisscore einsehen."

Der Haken? Das ist die Daten-Krake

Genau das ist die Schufa in den Augen vieler Kritiker*innen. Eine privates Unternehmen, das als sogenannte "Auskunftei" Daten gewinnbringend weiterverkauft, könnte im Kern problematisch werden. So kritisiert nicht nur Möller die Schufa. Auch Oliver Buttler von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg zeigt sich skeptisch gegenüber der Transparenzoffensive der Schufa. Der Verbraucherschützer empfiehlt in einem Bericht gegenüber der Tageszeitung (Taz), man solle bei der Verwendung der App grundsätzlich vorsichtig sein.

Hintergrund: Das Unternehmen, das hinter "Bonify" stehe, heiße "Forteil GmbH". Diese Firma vermittle Finanzprodukte – auch über die App von "Bonify".

Einblick sollte ohne Umwege direkt bei Schufa erfolgen

Expert*innen wie Buttler fordern, dass die Schufa den Einblick ohne Umwege direkt bei sich erlauben müsse. Das ginge schnell und unkompliziert, etwa durch einen kostenlosen Zugriff über die Webseite der Auskunftsdatei.

Ein weiterer Kritikpunkt der Verbraucherschützer*innen: "Wir haben hier eine große Blackbox, wir wissen nicht, wie die Schufa die Daten verarbeitet."

Bedeutet: Die Methoden zur Bewertung rund um den Schufa-Score werden vom Unternehmen tunlichst geheim gehalten. Aus zwei Gründen, wie die Schufa betont. Bewertungen, ob gut oder schlecht, könnten mithilfe von Insiderwissen manipuliert werden. Bedeckt hält sich das Unternehmen zudem, um die Geschäftsgeheimnisse zu wahren. Das mithin aus rechtlichen Gründen.

Was fordern Kritiker*innen von der Schufa?

In einer Kampagne, die "Finanzwende e.V." kürzlich gestartet hat, fordert der Verein folgende zwei Punkte:

  • Finger weg von unseren Bankkonten! Die Schufa soll jeglichen Plänen, an die Kontoinformationen Dritter zu gelangen, eine klare Absage erteilen – ob per bonify oder zukünftigen Projekten.
  • Echte Transparenz jetzt! Die Schufa sollte ihr Scoring-Verfahren für geeignete Aufsichtsbehörden, Gerichte und Expertengremien endlich vollständig transparent machen. Und die Öffentlichkeit muss zumindest nachvollziehen können, welche Merkmale in die Score-Berechnung einfließen.

Im Juni startete die NGO "Finanzwende"eine Petition, in der Befürchtung, dass mit der freiwilligen Weitergabe von Kontodaten auch sehr sensible Informationen an die Auskunftei geraten, etwa über bezahlte Rechnungen bei Ärzt*innen oder gezahlte Beiträge für Gewerkschaften. Letztlich habe die angeschobene Transparenz-Offensive der Schufa nichts mit Offenheit zu tun, solange die Mechanismen der Bonitätsermittlung nicht klar seien.

Doch: Schufa hin und her, aber was verbirgt sich hinter der Bezeichnung?

Was bedeutet "Schufa" eigentlich?

Die Abkürzung steht für "Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung". Die Auskunftei sammelt Daten über die Kreditwürdigkeit, auch Bonität genannt, von allen, die in Deutschland gemeldet sind. 300.000 Bonitätsanfragen beantwortet das Unternehmen mit Sitz in Wiesbaden täglich.

Die Bonität wird im "Schufa-Score" oder in der "Schufa-Auskunft" abgebildet. So wird auch angegeben, wie zuverlässig man Kreditkartenzahlungen oder die Stromrechnung beglichen hat. Der sogenannte "Schufa-Basis-Score" gibt zudem einen Gesamtüberblick über die finanziellen Verhältnisse einer jeden Person. Auf diese Weise wird zudem eine Prognose erstellt, ob man seine finanziellen Verpflichtungen auch zukünftig rechtzeitig und pflichtbewusst begleicht.

Wer fragt nach meinem Schufa-Score?

Wer etwa ein Giro-Konto eröffnen will, wird durch die Bank über den Schufa-Score überprüft. Die Bonität ist auch wichtig bei einem Kreditantrag. Je höher der Schufa-Score, desto mehr Zinsen können für den Kredit anfallen. Denn bei einem höheren Score geht das Kreditinstitut ein höheres Risiko ein.

Und auch hier ist die Schufa-Auskunft wichtig:

  • bei Wohnungssuche für Vermieter
  • für Abschluss eines Telefon- oder Internetvertrages
  • für Händler

Wie berechnet sich der Schufa-Score?

20 Faktoren sind für die Berechnung des Schufa-Scores wichtig, darunter etwa:

  • unbezahlte Rechnungen
  • die Anzahl der Kreditkarten einer Person
  • wie man den Immobilienkredit abbezahlt
  • die Wohngegend
  • die Zahl der Umzüge in den letzten Jahren

Letztlich hält die Schufa nach wie vor die exakte Berechnung des Schufa-Scores unter Verschluss.

Quelle: schufa.de; wdr.de; verbraucherzentrale.de; handelsblatt.de, taz.de; finanzwende.de

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Author: Seth Hull

Last Updated: 1702565162

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